18. Sep, 2022
Nach einer zweimonatigen Vorbereitungszeit ging es endlich los!
Tag1
An einem Tag durch Deutschland, die Berge verschwinden und werden
von einer nahezu unendlichen Weite verdrängt. Äcker, Flüsse und Wälder bilden
das Landschaftsbild und auch hier hinterlässt der Klimawandel in Form von Dürre
seine Spuren. Erster Umstieg, München, eine Stadt bekannt für die zeitgemäße
Auslegung und doch findet man den Zug Plan in Papierformat vor und die
Lautsprecherdurchsagen sind holprig und persönlich gesprochen von der Dame am
Mikro. Dass der Zug erst 10 Minuten später einfährt, scheint hier den Alltag
mitzubestimmen, denn auf Überraschung oder gar Empörung trifft man hier nicht.
Der ICE fährt ein. Laut Interrail ist es nicht notwendig hier einen Sitzplatz
zu reservieren. Wir steigen ein. An den Sitzen befinden sich kleine Kästchen,
in denen eine digitale Info zu finden ist. GGF. reserviert. Da dies an
allen Sitzen steht, nehmen wir an zwei freien Sitzen Platz, von denen wir
jedoch bei der nächsten Station weichen mussten, da diese eben doch reserviert
waren. Ein weiterer Wechsel erfolgt wenig später. Doch wir haben Glück, bis
nach Hamburg konnten wir diese für uns halten. Anders einige Zugestiegene, die
zum Teil einige Stunden zwischen den Abteilen auszuharren hatten. Nürnberg, Erfurt
und Berlin lagen auf der Strecke nach Hamburg, wo unser nächster Umstieg uns
erwartet. Die Städte sind allesamt schön und doch wundersamerweise unseren
nicht unähnlich. Wie von der Durchfahrt meist zu beobachten ist, sind die
Gebäude entlang der Bahn entweder dabei zu verfallen oder nahebei den
Bahnhöfen, sehr modern gestaltet und neu erbaut. Zwischen diesen erblickt man
mit etwas Glück sehenswerte Bauten aus einer wohl glorreichen Zeit und
Kirchturme welche das Stadtbild seit jeher prägen. Zu meiner Überraschung fand
ich in der Mitte Deutschlands einige Pinienwälder, wie sie in mediterranen
Gebieten üblich sind, vor. Einige Kühe und Schafe grasen auf den Feldern und
auch der ein oder andere Pferdehof kommt uns unter. Als
wir über die Grenze kamen musste der Zug leider eine Stunde im Bahnhof warten,
um auf das Ablösepersonal zu warten. Als die Fahrt weiterging, streckte sich
das Abendrot über den Horizont und bald darauf schlitterten wir im Dunkel der
Nacht voran. Wir kamen mit einer jungen Dame aus Frankfurt ins Gespräch, welche
an unserem ersten Tag ihren letzten der Interrailreise genoss. Um 23:00
erreichten wir den ersehnten BahnhofIm dunkeln marschierten wir zu
unserer Bleibe, wo wir im Schein der Stirnlampen das Zelt errichteten.
Tag 2. Wir haben zwei Nächte auf dem Campingplatz Charlottenlund
gebucht. Dieser liegt am oberen Rand der Stadt und direkt am Strand auf einer
kleinen Insel mit historischem Hintergrund. Im Inselinnerem gibt es neben den
Sanitäranlagen und Duschen auch eine Möglichkeit seine Wäsche zu waschen und zu
trocken, sowie eine Longe und eine Kochinsel mit Gasherden. Es befinden sich
zudem sämtliche Sitzmöglichkeiten an der Innen- und Außenseite. Man kann hier
jederzeit digital ein und aus checken. In Kopenhagen selbst kann ich die App Donkey
Repuplic nur empfehlen, mit dieser kann man Räder für einen bestimmten
Zeitraum buchen und sie an sogenannten Sammelplätzen abholen und abstellen, ein
Absperrmechanismus durch die App ermöglicht es die "Donkeys" mal
stehen zu lassen und zu Fuß die Gegend zu erkunden. Da man sich sämtliche
Fahrkarten ersparen kann, ist der Preis von ca 20€/24h gerechtfertigt. Die
Erkundung Kopenhagens geht am besten am Rad. In Bezug auf Klimafreundlichkeit
ist diese Stadt ein Vorreiter und der Ausbau der Radwege ist allemal gelungen!
Die Straßen unterteilen sich in sechs Spuren innen zwei für die Autofahrer
außerhalb befinden sich Radwege je in eine Richtung wobei man auf der rechten
Seite fährt und auch hier links überholt wird. Ganz außen befinden sich die Fußgängerwege,
auf welchen es keine Einbahnstraße gibt, jedoch sollte man hier die Linke Spur
benutzen. Zahlreiche Bäckereien und Kaffeehäuser welche modern ausgestattet
sind, findet man entlang der Straßen. Uns ist aufgefallen, dass der
weitverbreitete Starbucks im Norden durch die Kette Espressohouse ersetzt wird
und diese Kette in den nördlichen Städten an jeder Ecke anzutreffen ist. Die
Sehenswürdigkeiten sind leicht zu finden und gut mit dem Rad zu erreichen. Auch
die Parks sind empfehlenswert, unter vielen der Botanische Garten, welcher an
das Schloss Rosenborg angrenzt. Die zahlreichen Backsteinhäuser mit ihren
Details bieten der Stadt einen besonderen Glanz und im Ortsinneren befinden
sich zahlreiche Segelschiffe in Holzoptik in einem Wassereinlauf und nebenan
gibt es zahlreiche Restaurants mit einem urigen aussehen und Sitzplätzen am
Ufer entlang. Auch die Möglichkeit das Ambiente vom Wasser aus zu genießen und
eine Rundfahrt zu buchen besteht. Erfreulicher Weise gibt es zahlreiche
Sanitäranlagen, welche kostenfrei und in tadellosem Zustand sind. Da wir am 5.
September in der Stadt waren und dieser, wie sich herausstellte, der Tag der
Flaggen ist, bekamen wir einen Alltag in entspannter Atmosphäre mit.
Tag 3. Es geht weiter nach Schweden, um genauer zu sein, nach Smögen.
Die reizende Fischerinsel befindet sich an der Westküste oberhalb der Insel
Orust. Der Weg dorthin führte uns mit dem Zug über die Orösundbrücke, welche
uns über das Meer nach Malmö brachte. Von dort bis Munkedal genossen wir die
hügelige Landschaft mit seinen Höfen und den bekannten Schwedenhäusern, die
sich über das Land hinweg verteilen. Von Munkedal aus geht es mit dem Bus
weiter. In dem Ort hat man die Möglichkeit Geld bzw. schwedische Kronen
abzuholen, sowie in einem Shop einzukaufen unterdessen man auf den Bus wartet.
Nach etwa
einer Stunde Fahrt erreicht man den Ort vor der Insel selbst. Man kann in
kleinen Hütten oder auch Hotels übernachten. Wir entschieden uns für einen
Teich am Rande des Nationalparks. Denn Wildcamping ist hier erlaubt.
Tag 4. Wenn man am Morgen das Zelt öffnet, erblickt man den Teich
vor der Tür, die Enten darauf und die Bäume rings um. Zudem gibt es eine
Sitzgelegenheit mit Holztisch und der Beginn eines Wanderrundweges befindet
sich gute 50 Meter nebenan. Dieser führt durch die Vegetation über Steinfelder mit
herrlichem Blick über die Inseln bis zu einem Fischerdorf. Hier gibt es eine
Möglichkeit sich auszuruhen und zu erfrischen. Man findet auch viele Beeren,
wie Preiselbeeren oder Brombeeren. Noch am selben Tag besuchten wir die Insel,
welche zu Fuß als auch mit dem Auto über eine hohe Brücke erreichbar, welche
eine wunderbare Aussicht offenbart. Zahlreiche Häuser ziehen sich über die
Insel und man merkt, dass sich hier einige Touristen einfinden über die
Sommermonate. Da wir jedoch im September reisten, waren wir so ziemlich die
einzigen Touristen. Wenn man sich nach der Brücke rechts hält, gelangt man zu
einer herrlichen Bucht mit kleinen Hütten und Felsen, die durch kleine
Holzstege verbunden sind. Beim Zelt genossen wir die Nordmannbrötchen und den
guten Fischaufstrich, ehe wir eine weitere Nacht am Teich verbrachten
Tag 5. Es geht weiter nach Oslo! Mit dem Bus zurück nach Munkedal
und mit dem Zug an herrlichen Seen vorbei, über die norwegische Grenze. Im Zug
befanden sich wenige Fahrgäste und die meisten waren Backpacker wie wir. Die
Fahrt führte uns über Kil bei Karstadt und somit waren wir bis abends
unterwegs. Da uns die Kälte in die Glieder fuhr und die Reise nicht aufgrund
einer Erkrankung abgebrochen werden sollte, entschieden wir uns dazu, ab nun in
Hotels zu nächtigen und dafür unsere Reise etwas zu verkürzen. Also buchten wir
während der Zugfahrt zwei Nächte im Raddison Blue via Booking.com, da dies
tatsächlich die preiswerteste Lösung war und unsere Airbnb Buchungsanfrage
nicht bestätigt wurde. Als wir bei der Central Station einfuhren sahen wir
schon einen sehr modernen Teil Oslos mit hohen Glasgebäuden. In der Dämmerung wanderten
wir eine Stunde flussaufwärts durch eine wunderschöne Wohngegend, bis hin zum
Hotel, wo uns ein reibungsloser Check In und ein wunderschönes, modern
eingerichtetes, Zimmer erwartete. Am größten war die Freude auf eine warme
Dusche und das weiche, frisch überzogene Bett!
Tag 6.
Am Morgen füllten wir unsere Bäuche am Frühstücksbuffet, an dem es
alles Erdenkliche gab und darauf, frisch und gestärkt, traten wir die
Stadtbesichtigung an. Wir wanderten nun ohne der Last des Rucksacks hinab
Richtung Hafen. Auf dem Weg erblickten wir einige spannende Gebäude, Einkaufs
und Schlemmermöglichkeiten, sowie Sehenswürdigkeiten. Das königliche Schloss
mit seinem Schlosspark ist kaum zu übersehen und hisste an diesem Tag die
schwarze Flagge um Königin Elisabeth 2. die letzte Ehre zu erweisen. Zudem
sahen wir sämtliche Wächter und einen Konvoi aus schwarzen königlichen
Gefährten an uns vorbeifahren, ob sich wohl der König darin befand.. Als wir
den Hafen erreichten erblickten wir einige Schiffe verschiedenster Art und auch
einige Veteran Schiffe. Als wir auf die Burg gelangten, genossen wir den Ausblick
auf die Stadt. Anschließend gingen wir den Hafen entlang und entdeckten
schwimmende Saunas am Hafenrand, also Badezeug nicht vergessen! Direkt daneben
erstreckte sich ein eisbergähnliches Gebäude, das Opernhaus. Dieses betraten
wir und die Architektur ist auch innen geradezu umwerfend. Nebenan befindet
sich das Munch Museum, hier kann man sämtliche Werke des norwegischen Künstlers
in Augenschein nehmen. Auf dem Weg zurück gingen wir wieder durch die
Essensmeile, in welcher, wie am Vortag, einiges los war. Wir besuchten einen
Krämerladen, welcher alte Möbel, Schallplatten und weiteres beinhaltete.
Anschließend hielten wir in einem Secondhand Laden Ausschau nach Nordmann
Pullis. Die Auswahl war groß doch der Preis war, wie überall in Oslo, noch größer.
Als wir im Hotel ankamen, machten wir uns mit Hilfe des Wasserkochers unser
Campingessen warm und freuten uns schon auf das ausgiebige Frühstück am Tag
darauf.
Tag 7. Nach dem Frühstück wird gepackt und ausgecheckt. Als wir
eine Stunde später am Bahnhof ankamen merkten wir, dass dieses Wochenende wohl
die Pride stattfinden wird und die Vorbereitungen auf Hochtouren liefen. Wir
fuhren mit dem Schienenersatzverkehr bis in den Vorort und von dort aus mit dem
Zug über Göteborg nach Stockholm. Die Landschaft ist wie immer atemberaubend
und der Kaffee war glücklicherweise gratis. Die nächtliche Beleuchtung der
Stadt vermittelt einem ein Gefühl des modernen Zeitalters. Wir fuhren mit der
Metro wenige Stationen bis zu unserem Hotel, thestudiohotel wobei jede Haltestelle
individuell gestaltet wurde. Im Hotel angekommen checkten wir uns selbst ein
und unser Zimmer war wieder im 7. Stock. Dieses war schlicht und skandinavisch
eingerichtet und an Aufklebern sowie an Produkten ließ sich erkennen, dass sich
das Hotel für eine umweltbewusste Schiene entschieden hatte.
Tag 8.
Nach dem Erwachen ging es auf zum Frühstück, dieses befand sich in
der 8. Etage und war ebenso modern als auch schlicht. Wir fuhren mit der U-Bahn
zum Hauptbahnhof, von wo aus wir unsere Stadtbesichtigung zu Fuß angingen. Wir
sahen das Schloss und die Schlangen, die davor warteten um ihre Stimme für die
Wahl abzugeben. Neben einigen Sehenswürdigkeiten kamen uns einige Bauten unter,
die allesamt etwas Besonderes zu sein schienen. Die Stadt ist vom Wasser
durchzogen und viele Gassen bilden das Herz der Stadt. Glücklicherweise waren
wir beim Wachtpostenwechsel vor Ort und konnten die Zeremonie mitverfolgen. Von
weitem kann man einen Vergnügungspark sehen, welcher nahe am Wasser gebaut ist.
Macht man sich auf den Weg dorthin, kommt man zuerst bei den Museen vorbei.
Neben dem bekanntem Vasa Museum, in dem man ein Schiffsinneres begutachten
kann, gibt es noch das Abba Museum, ein Wikinger Museum, ein Freilichtmuseum
und Weitere. Zudem sahen wir zahlreiche Kaufhäuser von der edelsten Sorte und
besuchten ein IKEA-Restaurant, in welchem wir das bekannte Köttbullar und
Hotdogs konsumierten. In der Nähe des Hotels gibt es Einkaufsmöglichkeiten
sowie Supermärkte, darunter einen Lidl. Wir kauften uns bei Coop, Gemüse und
machten uns in der Hotelküche eine schmackhafte Gemüsepfanne. Zum Glück
war unser Zimmer mit einer kleinen (aber feinen) Küche ausgestattet, geschirrmäßig
war alles vorhanden, zu Bedenken gilt jedoch, dass Salz, Öl usw. nicht enthalten
sind.
Tag 9.
Nach dem Frühstück wurde wieder gepackt und ausgecheckt um im
Anschluss Richtung Hamburg, nach Malmö zu fahren. Die Stadt hat ebenso großartige
Gebäude und wir entdecken eine zauberhafte Pizzeria. Nachdem wir uns gestärkt hatten,
ging es wieder zum Bahnhof, wo wir auf den Zug warteten.
Tag 10.
Wir änderten unseren Zug, fuhren mit Zug und Bus nach Kopenhagen
und von dort aus weiter nach Hamburg, wo wir um ca. 10 Uhr ankamen. Im
Stadtteil des Hauptbahnhofes waren einige Obdachlose, teilweise in unserem
Alter und die meisten wohl Deutsche. Als wir uns dem Hafen näherten gewannen
die Bauten an Pracht und wir sahen die eindrucksvolle Speicherstadt. Die
Fachwerkhäuser aus dem 18.-19. Jahrhundert schienen unverändert. Zahlreiche
Brücken und Stege ziehen sich durch die Stadt und erlauben es, über den Straßen
lang zu laufen. Als wir auf eine kleine Aussichtsplattform gelangten, sahen wir
sie; die Elbharmonie. Dieses besichtigten wir auch von innen, wo der Glanz sich
widerspiegelt. Die Besichtigung sowie die Schließfächer sind kostenfrei und die
Tickets an der Kassa erhältlich. Nach einer weiteren Stunde Fußmarsch (Rucksack
inklusive) führten wir unsere Zugfahrt Richtung Heimat fort.
Ich hoffe, dass ich dir einen guten Einblick geben konnte, lieben Dank für dein Interesse! Bezüglich der Vorbereitung, Fehlern bzw. Tipps findest du auf der Homepage einen Link. :)